Wir staunten nicht schlecht, als wir uns am 05.08.2022 schon eine Weile auf der Weide bei Koko, Korona und Jane aufhielten und sich mit einem Mal die Aufmerksamkeit der Tiere auf den Zaun richtete. Aus dem hohen Gras heraus tapste ein kleines Wasserbüffelkalb unter dem Zaun hindurch und wurde durch seine Mutter Kamilla und den Rest der Herde empfangen. Mit Lisbeths Geburt rechnete niemand und entsprechend verdutzt waren wir von dem Anblick des kleinen Wesens, das durch das braune Fell und einem blau-weißen Auge mit einem besonderen Aussehen für einen Wasserbüffel auf die Welt kam.

Bei unseren Besuchen auf der Weide etablierte sich schon bald, dass Lisbeth sich zu uns und Koko, Korona und Jane gesellte, während Mama Kamilla mit etwas Abstand ihren Liegeplatz wählte. Es dauerte aber noch knapp drei Monate, bis zwischen uns und Lisbeth das Eis gebrochen war und sie Berührungen nicht mehr gruselig fand. Eine Besonderheit ihrer Situation war auch, dass sie ohne andere Kälber in der Herde aufwuchs und somit die Großen zum Spielen herhalten mussten - woran diese aber nicht besonders interessiert waren.

Bei dieser Konstellation blieb es nicht: Kamilla sollte für die jährliche Nachzucht eingesetzt werden und wechselte dadurch im Frühjahr 2023 mit Lisbeth zusammen in die Mutterkuhherde. Dort wurde sie im Gegensatz zu ihrer Mutter auch einigermaßen gut aufgenommen, denn neben ihrer auffälligen Augenfarbe zeichnet sie auch ihr aufgeschlossener Charakter aus, der scheinbar auch bei ihren Artgenossen gut ankommt.

In den nächsten Monaten übernahm sie dann den Job der großen Schwester für Molly, Malte, Manu und Manor. Ihrer Rolle wurde sie auch bestens gerecht, denn als im Winter die Zäune durch das Hochwasser ohne Spannung waren, nutze sie die Gelegenheit aus und stiftete auch die anderen Kälber zu Freigängen an. Während die Truppe anfänglich noch in der Nähe der Herde blieb, erweiterte sich nach kurzer Zeit der Radius ihrer Streifzüge, bis der Zaun schließlich wieder funktionierte.

Wenn wir auf der Weide sind, kommt sie freudig auf uns zu, denn Lisbeth hat eigentlich immer Lust auf Kuscheln. Genau wie Koko mag sie es, ihren Kopf in unsere Arme zu hängen und plumpst dann manchmal etwas unbeholfen zu Boden, als wenn das Hinlegen nicht schnell genug gehen könnte. Dabei nimmt sie auch gerne in Kauf, dass es an der Stelle vielleicht schon etwas eng zum Hinlegen ist. Im Zweifelsfall "stapeln" sich dann die Wasserbüffel übereinander, bis eine von ihnen irgendwann entnervt aufsteht, weil kein Platz ist, um auf die Seite zu kippen.

Obwohl Lisbeth theoretisch unabhängig von ihrer Mutter Kamilla ist, ist die Bindung zwischen den beiden immer noch sehr eng. Auf der Weide sind sie viel gemeinsam unterwegs und in der Ruhezeit liegen sie meistens nebeneinander. Umso mehr freut es uns, dass beide Teil der Initiative Langes Leben sind und ihnen diese Bindung auf Dauer erhalten bleiben kann.